Knapp 80 Gäste sind am 11.07.2025 trotz wechselhaftem Wetter zu uns ins Zuse-Institut Berlin gekommen, um mit uns das 23. KOBV-Forum zu erleben.

Den Anfang machte der Leiter der KOBV-Zentrale, Prof. Dr. Thorsten Koch, mit einer Keynote zum Thema „Fact, Fake, and (Science) Fiction„. In seinem Vortrag folgte er dem britisch-kanadischen Informatiker und Kognitionspsychologe Geoffrey Hinton, der den Menschen nicht etwa als ein rationales Wesen, sondern als große Analogiemaschine beschreibt. Diese natürliche Suche nach Analogien gepaart mit einer Skepsis gegenüber Falschbehauptungen ebenso wie gegenüber Tatsachen macht unseren Umgang mit DeepFakes, wie sie heute Artificial Intellegence Programmen leicht und vielfach erzeugt werden, mehr als herausfordernd. Eine Herausforderung, der sich auch die Bibliotheken als Mittler vertrauenswürdiger Information werden stellen müssen.

Den Themenschwerpunkt des Vormittags bildeten anschließend Statusberichte aus der Verbundzentrale: So berichtete Frau Rusch von der frisch unterzeichneten neuen Finanzierungsvereinbarung der Länder Berlin und Brandenburg zum KOBV, mit dem der Verbund eine nachhaltige Finanzierung bekommt. Frau Conrad-Rempel erzählte von 61 gehosteten OPUS-Instanzen im KOBV und 10 Patch-Releases in einem Jahr, Anna Palme berichtete von Plänen, E-Books in die Fernleihe zu integrieren sowie dem verbundübergreifenden Bemühen ein Nachfolgesystem für den ZFL-Server zu finden. Aila Schultz beleuchtete das KOBV-Portal und die ALBERT-Instanzen, die alle auf die Migration auf VuFind 10 vorbereitet werden und damit die ursprüngliche Eigenentwicklung ablöst.  Felicitas Günther beschrieb das Langzeitarchivierungsjahr EWIG als Jahr der externen Vergaben, die neue Funktionen, eine Architekturanalyse und eine breite Bedarfsumfrage umfassen.  Tomasz Stompor und Julia Boltze-Fütterer stellten das neue Betriebsmodell von DeepGreen vor, in dem die Repositorienbetreiber ab 2026 einen Teil der Finanzierung des Betriebes übernehmen sollen. Und alle Kollegen und Kolleginnen überlegten sich, welche/r Superheld/Superheldin am besten für das jeweilige Projekt passt: Lesen Sie auch das gerne online nach: https://www.kobv.de/wp-content/uploads/2025/07/KOBV-Forum_2025_Services_und_Projekte.pdf

Fast schon traditionell folgte ein Bericht von Edwin Pretz, dem Leiter der BVB-Verbundzentrale zum sehr vielversprechenden Stand der FOLIO-Implementierung in Bayern.

In der Mittagspause verwandelt sich das Foyer des ZIB in einen lebendigen Postermarktplatz: Zahlreiche KOBV-Bibliotheken präsentierten auf 13 Postern verschiedene Projekte zum Thema KI und maschinelles Lernen in Bibliotheken sowie zu bibliothekarischen Zukunftsthemen allgemein. Dabei zeigten sie eine Bandbreite an Themen von Virtual Reality in der Hochschulbibliothek über KI-gestützte Zitationsanalysen (FAN-Projekt des KOBV) bis hin zu nachhaltigen Publikationspraktiken und kreativen Veranstaltungsformaten. Thema war auch der KI-Workshop mit Bibliotheksvertreter:innen aus KOBV und BVB, der im Mai in der BBAW stattfand. Stefan Lohrum und Anna Palme präsentierten in der Pause das zukünftige Look&Feel des neuen KOBV-Bibliothekenführers und nahmen Anregungen der Besucherinnen mit.

Die Nachmittagssession, zu sich rund 30 Online-Teilnehmende dazuschalteten, stand unter dem Motto des Forums: Wie wertvoll sind unsere Bibliotheksdaten wirklich? Drei Impulsvorträge bereiteten die Paneldiskussion vor: Barbara Fischer (Deutsche Nationalbibliothek) beleuchtete die Rolle von Metadaten im Zeitalter künstlicher Intelligenz („Der Wert der Metadaten in Zeiten der KI„), Prof. Dr. Thomas Stäcker (ULB Darmstadt) stellte die Kernfrage „Wie wertvoll sind unsere Bibliotheksdaten wirklich?“ zur Diskussion, und Alexander Winkler (digiS Berlin) betrachtete Bibliotheken als ‘Datenzentren’ der Zukunft. Im Anschluss vertiefte eine von Dr. Frank Seeliger (TH Wildau und Vorsitzender des KOBV-Kuratoriums) moderierte Paneldiskussion die Debatte: Barbara Fischer, Prof. Dr. Thomas Stäcker und Alexander Winkler diskutierten zusammen mit Prof. Dr. Thorsten Koch die Bedeutung von Bibliotheksdaten und die gesellschaftliche Rolle von Bibliotheken in einer auf KI ausgerichteten Gesellschaft. Auf die Einsicht, dass (Meta-)Daten aus Bibliotheken zwar oft online verfügbar, aber nur selten auch für die Wissenschaft einfach nachnutzbar sind, konnte sich die Beteiligten einigen. Fraglich ist, wie Bibliotheken ihre Daten besser zur Verfügung stellen und welche Rolle lizenzfreie und lizensierte Volltexte spielen könnten und im Sinne einer freien, digital souveränen Wissenschaft auch spielen sollten.

Zum Abschluss nutzte das KOBV-Team noch die Gelegenheit, sich bei Beate Rusch und Steffi Conrad-Rempel für die tolle Zusammenarbeit zu bedanken. Beide Kolleginnen werden unser Team bald verlassen und haben dieses Jahr damit ihr letztes KOBV Forum mitorganisiert. 

Das KOBV-Team dankt allen Besucher:innen, Zuhörer:innen, Vortragenden, Poster-Aussteller:innen und Helfer:innen. Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr!